Leit­fa­den zur Pris­men­bril­le bei Clus­ter­kopf­schmer­zen

Clus­ter­kopf­schmer­zen gehö­ren zu den inten­sivs­ten bekann­ten Schmerz­for­men. Für vie­le Betrof­fe­ne kann eine von mir indi­vi­du­ell ange­pass­te Pris­men­bril­le deut­li­che Lin­de­rung brin­gen – bis hin zur voll­stän­di­gen Schmerz­frei­heit. Doch die­ser Effekt tritt nur ein, wenn die Bril­le ohne Aus­nah­me rich­tig ange­wen­det wird.

In die­sem Leit­fa­den erfah­ren Sie alle wich­ti­gen Schrit­te, Hin­wei­se und Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen, damit Ihre Pris­men­bril­le opti­mal wir­ken kann und Sie mög­lichst schnell wie­der mehr Lebens­qua­li­tät gewin­nen. Er rich­tet sich sowohl an Men­schen, die ihre Pris­men­bril­le gera­de neu erhal­ten haben, als auch an Betrof­fe­ne, die ihre Anwen­dung über­prü­fen und opti­mie­ren möch­ten – ganz gleich, ob sie epi­so­dische oder chro­ni­sche Clus­ter­kopf­schmer­zen haben.

War­um die Pris­men­bril­le nur wirkt, wenn sie immer getra­gen wird

Die wich­tigs­te Regel bei der Anwen­dung der Pris­men­bril­le gegen Clus­ter­kopf­schmer­zen lau­tet:

Die Pris­men­bril­le muss immer getra­gen wer­den.
Es darf nie­mals zu beid­äu­gi­gem Sehen ohne Bril­le kom­men.

War­um? Sobald bei­de Augen ohne Pris­men­bril­le geöff­net sind, rutscht das schmer­zen­de Auge („Clus­ter­au­ge“) sofort wie­der in sei­ne klei­ne Fehl­stel­lung. Die Augen­mus­keln müs­sen dann stark arbei­ten, um die Seh­ein­drü­cke bei­der Augen zur Deckung zu brin­gen. Genau die­se Über­las­tung führt (erneut) zu einer Rei­zung der Troch­lea (Roll­knor­pel) über dem schmer­zen­den Auge – und schon die­se Rei­zung kann ent­we­der direkt oder manch­mal sogar erst Stun­den spä­ter eine Clus­ter­at­ta­cke aus­lö­sen.

Damit das nicht pas­siert, gilt:

  • Bril­le abset­zen = schmer­zen­des Auge sofort zuknei­fen.
    (z. B. beim Duschen, Bril­le rei­ni­gen, etc.)
  • Nie­mals bei­de Augen gleich­zei­tig offen haben, solan­ge die Bril­le nicht getra­gen wird.

Das gilt sowohl für Men­schen mit chro­ni­schem als auch epi­so­dischem Clus­ter­kopf­schmerz. Für Epi­so­diker bedeu­tet das aus­drück­lich: Die Bril­le muss auch außer­halb der Epi­so­de kon­se­quent getra­gen wer­den. Denn auch in schmerz­frei­en Pha­sen bleibt die Win­kel­fehl­sich­tig­keit bestehen und belas­tet die Troch­lea. Wird die Bril­le dann nicht getra­gen, kann dies das Ent­ste­hen einer neu­en Epi­so­de begüns­ti­gen oder sogar beschleu­ni­gen.

Wann ers­te Ver­bes­se­run­gen durch die Pris­men­bril­le zu erwar­ten sind

Wenn die Pris­men­bril­le kon­se­quent und ohne Aus­nah­men getra­gen wird, kann sich der Augen­be­we­gungs­ap­pa­rat hin­ter dem schmer­zen­den Auge all­mäh­lich beru­hi­gen und die Ent­zün­dung der Troch­lea abhei­len. Vie­le Betrof­fe­ne berich­ten bereits nach weni­gen Tagen von ers­ten posi­ti­ven Ver­än­de­run­gen: Der unan­ge­neh­me Druck hin­ter dem schmer­zen­den Auge lässt nach, und auch Schmer­zen an der Schlä­fe, Nacken­ver­span­nun­gen oder Licht­emp­find­lich­keit kön­nen spür­bar zurück­ge­hen. Im wei­te­ren Ver­lauf neh­men die ste­chen­den oder zie­hen­den Schmer­zen am Auge ab – die Clus­ter­at­ta­cken wer­den schwä­cher und immer sel­te­ner.

Bei chro­ni­schen Clus­ter­kopf­schmer­zen, bei denen die Troch­lea /​ Roll­knor­pel über lan­ge Zeit ent­zün­det war, kann es ein bis drei Wochen dau­ern, bis eine spür­ba­re Sta­bi­li­sie­rung ein­setzt. Die­ser Zeit­raum ist völ­lig nor­mal, denn die Ent­zün­dung der Troch­lea heilt nur lang­sam ab – ähn­lich wie bei ande­ren Seh­nen­schei­den­ent­zün­dun­gen im Kör­per.

Prak­ti­sche Hin­wei­se für den All­tag

Damit Ihre Pris­men­bril­le zuver­läs­sig wir­ken kann, ist ein kon­se­quen­ter und siche­rer Umgang im All­tag ent­schei­dend. Wie bereits erwähnt, muss die Pris­men­bril­le von mor­gens bis abends ohne Aus­nah­men getra­gen wer­den. Wenn sie ein­mal kurz abge­setzt wer­den muss – etwa beim Duschen, Rei­ni­gen der Glä­ser oder in beson­de­ren Situa­tio­nen – knei­fen Sie sofort das schmer­zen­de Auge zu, damit es nicht zu beid­äu­gi­gem Sehen ohne Bril­le kommt.

Ach­ten Sie außer­dem dar­auf, dass die Pris­men­bril­le immer sta­bil und gera­de sitzt, nicht ver­rutscht und fach­ge­recht ange­passt ist: Schon klei­ne Ver­än­de­run­gen im Sitz der Bril­le kön­nen den Durch­blickspunkt durch die Bril­len­glä­ser ver­än­dern und damit die Wir­kung der Pris­men beein­träch­ti­gen. Über­prü­fen Sie daher regel­mä­ßig den kor­rek­ten Sitz Ihrer Bril­le und las­sen Sie sie bei Bedarf von mir oder einem ande­ren Opti­ker vor Ort anpas­sen. Für Sport oder ande­re bewe­gungs­in­ten­si­ve Tätig­kei­ten kön­nen spe­zi­el­le Anti-Rutsch-Pads, Sat­tel­ste­ge oder Sili­kon­bü­gel­en­den zusätz­lich hilf­reich sein.

Sau­be­re Glä­ser sind eben­falls sehr wich­tig. Ver­schmutz­te oder beschla­ge­ne Glä­ser erschwe­ren nicht nur das Sehen son­dern beein­träch­ti­gen auch die Wir­kung der Pris­men. Rei­ni­gen Sie die Bril­len­glä­ser daher regel­mä­ßig. Beim Anlau­fen der Bril­le knei­fen Sie das schmer­zen­de Auge so lan­ge zu, bis die Sicht wie­der frei ist.

Auch eine Son­nen­bril­le ist im All­tag hilf­reich, da star­ke Hel­lig­keit und Blen­dung typi­sche Trig­ger für Clus­ter­kopf­schmer­zen sind. Sie kön­nen ent­we­der eine zusätz­li­che pris­ma­ti­sche Son­nen­bril­le anfer­ti­gen las­sen oder eine soge­nann­te Über­bril­le ver­wen­den, die ein­fach über die nor­ma­le Pris­men­bril­le gesetzt wird.

Wich­ti­ge Trig­ger, die trotz Pris­men­bril­le ver­mie­den wer­den soll­ten

Auch wenn Ihre Pris­men­bril­le die Fehl­stel­lung der Augen kor­ri­giert und die Troch­lea ent­las­tet, bleibt eines wich­tig zu ver­ste­hen:
Die Bril­le gleicht bewusst nur den Teil der Win­kel­fehl­sich­tig­keit aus, den die Augen­mus­keln nicht mehr selbst kom­pen­sie­ren kön­nen. Der rest­li­che Teil wird wei­ter­hin von Ihrer Augen­mus­ku­la­tur aus­ge­gli­chen.

Wird die­se Mus­ku­la­tur jedoch durch äuße­re Trig­ger geschwächt oder über­las­tet, kann sie ihren Anteil nicht mehr leis­ten – und dann rei­chen die Pris­men allein nicht mehr aus. In sol­chen Situa­tio­nen steigt das Risi­ko für erneu­te Clus­ter­at­ta­cken, obwohl die Bril­le kor­rekt getra­gen wird. Des­halb müs­sen typi­sche Clus­ter­kopf­schmerz-Trig­ger wei­ter­hin so gut wie mög­lich ver­mie­den wer­den.

Zu den häu­figs­ten Trig­gern zäh­len star­ke Hel­lig­keit, fla­ckern­des Licht, Hit­ze, gro­ße Höhe, Lärm, Stress, Bild­schirm­ar­beit, Schlaf­man­gel sowie Alko­hol und hist­amin­hal­ti­ge Lebens­mit­tel. All die­se Fak­to­ren kön­nen die Mus­ku­la­tur zusätz­lich belas­ten oder eine bestehen­de Rei­zung ver­stär­ken.

Auch Belas­tun­gen wie lan­ges kon­zen­trier­tes Arbei­ten, viel Nah­sicht, über­mä­ßi­ger Kon­sum visu­el­ler Medi­en oder star­ke kör­per­li­che Anstren­gung kön­nen die Augen­mus­keln ermü­den. Ach­ten Sie des­halb dar­auf, regel­mä­ßi­ge Pau­sen ein­zu­le­gen, aus­rei­chend zu trin­ken und aus­ge­wo­gen zu essen. Eine sta­bi­le Tages­rou­ti­ne hilft, den Kör­per ins­ge­samt weni­ger anfäl­lig für Atta­cken zu machen.

Vie­le Betrof­fe­ne berich­ten, dass sie – ins­be­son­de­re wenn die Pris­men­bril­le ers­te Erfol­ge zeigt – unbe­wusst leicht­sin­nig wer­den: Man trinkt wie­der (mehr) Alko­hol, setzt die Bril­le gele­gent­lich nicht auf oder igno­riert ande­re typi­sche Clus­ter­kopf­schmerz-Trig­ger. Nach einer beschwer­de­frei­en Pha­se kann dies zu einem deut­li­chen Rück­schlag füh­ren. Blei­ben Sie des­halb kon­se­quent: Die Pris­men­bril­le ent­las­tet die gereiz­te Troch­lea, ersetzt jedoch nicht die Ver­mei­dung bekann­ter Aus­lö­ser.

Wei­te­re Fak­to­ren, die die Wir­kung Ihrer Pris­men­bril­le beein­träch­ti­gen kön­nen

Neben bekann­ten äuße­ren Trig­gern gibt es eini­ge zusätz­li­che Fak­to­ren, die die Wir­kung der Pris­men­bril­le beein­träch­ti­gen oder sogar neue Clus­ter­at­ta­cken aus­lö­sen kön­nen. Dazu gehö­ren vor allem Behand­lun­gen oder Ein­grif­fe, die die Augen­mus­ku­la­tur beein­flus­sen.

Unbe­dingt ver­mei­den soll­ten Sie:

  • Manu­el­le Behand­lun­gen im Kopf‑, Nacken- oder Augen­be­reich: Dazu gehö­ren Mas­sa­gen, Druck­tech­ni­ken, Osteo­pa­thie, „Blo­cka­den lösen“, Trig­ger­punkt­be­hand­lun­gen oder ähn­li­ches. Sol­che Maß­nah­men kön­nen die Augen­mus­ku­la­tur rei­zen und die pris­ma­ti­sche Kor­rek­ti­on ver­schie­ben – was Beschwer­den aus­lö­sen oder die Wir­kung der Bril­le voll­stän­dig zunich­te­ma­chen kann.
  • Botox-Injek­tio­nen im Kopf- oder Augen­be­reich: Botox ver­än­dert die Mus­kel­ak­ti­vi­tät und kann dadurch eben­falls die pris­ma­ti­sche Kor­rek­ti­on ver­än­dern.
  • Bril­len­pau­sen: Jede Pha­se beid­äu­gi­gen Sehens ohne Bril­le – selbst weni­ge Sekun­den – kann die Augen­mus­keln über­for­dern und die Troch­lea erneut rei­zen.
  • Eigen­stän­di­ge Seh­übun­gen oder Visu­al­trai­ning: Die­se kön­nen den Augen­be­we­gungs­ap­pa­rat zusätz­lich belas­ten und ver­schlech­tern in der Regel die Situa­ti­on bei Clus­ter­kopf­schmer­zen.

War­um ist das so? Die Pris­men­bril­le ist exakt auf die aktu­el­le Belas­tungs­si­tua­ti­on Ihrer Augen­mus­keln abge­stimmt. Jede äuße­re Mani­pu­la­ti­on kann die­ses Gleich­ge­wicht stö­ren und die Sta­bi­li­sie­rung wie­der zurück­wer­fen.

War­um eine regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le so wich­tig ist

Auch wenn die Pris­men­bril­le zuver­läs­sig wirkt und die Beschwer­den deut­lich nach­las­sen, soll­te die Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit in regel­mä­ßi­gen Abstän­den über­prüft wer­den. Die Augen­mus­ku­la­tur ver­än­dert sich im Lau­fe der Zeit und auch kleins­te Abwei­chun­gen kön­nen die Wir­kung der Bril­le beein­träch­ti­gen oder erneut zu Beschwer­den füh­ren.

Für die meis­ten Clus­ter­pa­ti­en­ten reicht ein Kon­troll­ter­min etwa alle 12 bis 15 Mona­te aus. Bei Men­schen ohne zusätz­li­che Fehl­sich­tig­keit darf der Abstand etwas grö­ßer sein, wäh­rend älte­re Betrof­fe­ne mit Kurz- oder Weit­sich­tig­keit sowie begin­nen­der Alters­weit­sich­tig­keit eher eng­ma­schi­ger kon­trol­liert wer­den soll­ten.

Wenn Sie trotz kon­se­quen­tem Tra­gen der Bril­le leich­te Warn­zei­chen bemer­ken – etwa Druck hin­ter dem Auge, Schlä­fen- oder Nacken­schmer­zen, „Anklop­fen der Schmer­zen“, Fix­a­ti­ons­schwie­rig­kei­ten, Schwin­del oder eine zuneh­men­de Licht­emp­find­lich­keit – mel­den Sie sich früh­zei­tig für einen Fol­ge­ter­min an. Je schnel­ler reagiert wird, des­to sta­bi­ler bleibt die Kor­rek­ti­on und des­to bes­ser las­sen sich Rück­fäl­le ver­mei­den.

Hin­weis: Die Not­wen­dig­keit einer regel­mä­ßi­gen Kon­trol­le bedeu­tet nicht, dass Ihre Pris­men­wer­te stei­gen. Im Gegen­teil: Dank mei­ner spe­zi­el­len Mess- und Kor­rek­ti­ons­me­tho­de blei­ben die Pris­men­wer­te sta­bil und dau­er­haft nied­rig. In vie­len Fäl­len betref­fen Ver­än­de­run­gen im Lau­fe der Zeit nicht die Pris­men­kor­rek­ti­on selbst, son­dern ledig­lich die Seh­schär­fe bzw. die Diop­trien­wer­te. Schon gerin­ge Abwei­chun­gen der Diop­trien­wer­te kön­nen die Augen­mus­ku­la­tur stär­ker belas­ten und damit die Wir­kung der Pris­men­bril­le beein­träch­ti­gen. Eine Aktua­li­sie­rung der Seh­schär­fe reicht dann oft aus, um die gewohn­te Sta­bi­li­tät und Beschwer­de­frei­heit wie­der­her­zu­stel­len.

Doku­men­ta­ti­on, Rück­mel­dung & lang­fris­ti­ge Erfol­ge

Die Erfah­rung vie­ler Betrof­fe­ner zeigt: Eine kon­se­quent getra­ge­ne und kor­rekt ange­pass­te Pris­men­bril­le kann den All­tag mit Clus­ter­kopf­schmer­zen grund­le­gend ver­än­dern.

Um den Ver­lauf mög­lichst gut beur­tei­len und bei Bedarf fein nach­jus­tie­ren zu kön­nen, ist eine regel­mä­ßi­ge Doku­men­ta­ti­on Ihrer Beschwer­den und Fort­schrit­te sehr hilf­reich. Notie­ren Sie kurz, wann Druck, Hin­ter­grund­schmerz, Licht­emp­find­lich­keit oder Atta­cken auf­tre­ten – und wann sie zurück­ge­hen. Die­se Infor­ma­tio­nen erleich­tern die Beur­tei­lung einer even­tu­ell not­wen­di­gen Anpas­sung erheb­lich.

Ich freue mich außer­dem über Erfah­rungs­be­rich­te, denn sie hel­fen nicht nur mir bei der Opti­mie­rung der Kor­rek­ti­ons­me­tho­de, son­dern geben auch ande­ren Betrof­fe­nen wert­vol­le Ori­en­tie­rung und Hoff­nung. Ob schrift­lich per E‑Mail oder als Video – jede Rück­mel­dung ist will­kom­men.

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