Clus­ter­kopf­schmerz: Info­thek für Betrof­fe­ne & Ange­hö­ri­ge

Clus­ter­kopf­schmer­zen zäh­len zu den stärks­ten bekann­ten Schmerz­for­men und stel­len für Betrof­fe­ne eine enor­me kör­per­li­che und psy­chi­sche Belas­tung dar. Vie­le Men­schen mit Clus­ter­kopf­schmerz sind über Jah­re oder Jahr­zehn­te auf der Suche nach ver­läss­li­chen Infor­ma­tio­nen, wirk­sa­men The­ra­pien und all­tags­taug­li­chen Stra­te­gien im Umgang mit die­ser Erkran­kung.

Die­se Info­thek rich­tet sich an Men­schen mit epi­so­dischem und chro­ni­schem Clus­ter­kopf­schmerz sowie an Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te. Sie bün­delt grund­le­gen­de Infor­ma­tio­nen zu typi­schen Sym­pto­men, bekann­ten Aus­lö­sern (Trig­gern), gän­gi­gen medi­ka­men­tö­sen und nicht-medi­ka­men­tö­sen The­ra­pie­an­sät­zen sowie zu unter­stüt­zen­den Maß­nah­men im All­tag. Die Inhal­te wur­den von lang­jäh­rig Betrof­fe­nen zusam­men­ge­stellt und basie­ren auf per­sön­li­chen Erfah­run­gen, Beob­ach­tun­gen und öffent­lich zugäng­li­chem Wis­sen.

Ziel die­ser Clus­ter­kopf­schmerz-Info­thek ist es, Ori­en­tie­rung zu geben, Zusam­men­hän­ge ver­ständ­lich dar­zu­stel­len und Betrof­fe­nen dabei zu hel­fen, infor­mier­te Gesprä­che mit behan­deln­den Ärz­tin­nen und Ärz­ten zu füh­ren. Sie ersetzt kei­ne medi­zi­ni­sche Bera­tung, kann aber dabei unter­stüt­zen, den eige­nen Clus­ter­kopf­schmerz bes­ser ein­zu­ord­nen und indi­vi­du­el­le Ent­schei­dun­gen fun­dier­ter zu tref­fen.

Clusterkopfschmerz ist eine seltene, aber extrem schmerzhafte Kopfschmerzerkrankung
Clus­ter­kopf­schmerz ist eine sel­te­ne, aber extrem schmerz­haf­te Kopf­schmerz­er­kran­kung (Bild: © Sebas­ti­an Kau­litz­ki /​ Ado­be Stock)

Was ist Clus­ter­kopf­schmerz?

Clus­ter­kopf­schmerz ist eine sel­te­ne, aber extrem schmerz­haf­te Kopf­schmerz­er­kran­kung. Cha­rak­te­ris­tisch sind wie­der­keh­ren­de, ein­sei­ti­ge Schmerz­at­ta­cken, die typi­scher­wei­se im Bereich von Auge, Schlä­fe und Stirn auf­tre­ten. Die Schmer­zen wer­den von Betrof­fe­nen häu­fig als ste­chend, boh­rend oder bren­nend beschrie­ben und errei­chen inner­halb weni­ger Minu­ten eine sehr hohe Inten­si­tät.

Eine Clus­ter­kopf­schmerz­at­ta­cke dau­ert in der Regel zwi­schen 15 Minu­ten und 3 Stun­den und kann mehr­mals täg­lich auf­tre­ten – häu­fig auch nachts. Beglei­tend zei­gen sich oft auto­no­me Sym­pto­me auf der schmer­zen­den Sei­te, zum Bei­spiel ein gerö­te­tes oder trä­nen­des Auge, eine ver­stopf­te oder lau­fen­de Nase, ein her­ab­hän­gen­des Augen­lid oder eine star­ke inne­re Unru­he.

Epi­so­discher Clus­ter­kopf­schmerz

Beim epi­so­dischen Clus­ter­kopf­schmerz tre­ten die Atta­cken in zeit­lich begrenz­ten Pha­sen („Epi­so­den“) auf. Die­se kön­nen meh­re­re Wochen bis Mona­te andau­ern und wer­den von beschwer­de­frei­en Inter­val­len unter­bro­chen, die oft Mona­te oder sogar Jah­re dau­ern. Außer­halb der Epi­so­de sind vie­le Betrof­fe­ne nahe­zu oder voll­stän­dig schmerz­frei.

Chro­ni­scher Clus­ter­kopf­schmerz

Beim chro­ni­schen Clus­ter­kopf­schmerz feh­len län­ge­re beschwer­de­freie Inter­val­le. Ent­we­der tre­ten die Atta­cken nahe­zu dau­er­haft auf oder die schmerz­frei­en Pha­sen dau­ern weni­ger als drei Mona­te pro Jahr. Die­se Ver­laufs­form ist beson­ders belas­tend, da sie den All­tag, das Berufs­le­ben und die psy­chi­sche Sta­bi­li­tät der Betrof­fe­nen stark beein­träch­ti­gen kann. Vie­le Men­schen mit chro­ni­schem Clus­ter­kopf­schmerz haben im Lau­fe der Zeit zahl­rei­che The­ra­pie­ver­su­che hin­ter sich und gel­ten in der medi­zi­ni­schen Pra­xis nicht sel­ten als schwer behan­del­bar oder „aus­the­ra­piert“.

Gemein­sam­kei­ten bei­der Ver­laufs­for­men

Unab­hän­gig davon, ob der Clus­ter­kopf­schmerz epi­so­disch oder chro­nisch ver­läuft, sind die Schmerz­qua­li­tät, die typi­schen Begleit­sym­pto­me und die mög­li­chen Aus­lö­ser sehr ähn­lich. Auch der indi­vi­du­el­le Umgang mit Trig­gern, Medi­ka­men­ten und unter­stüt­zen­den Maß­nah­men spielt in bei­den For­men eine zen­tra­le Rol­le.

Spe­zia­li­sier­te Anlauf­stel­len für Clus­ter­kopf­schmer­zen in Deutsch­land

Clus­ter­kopf­schmer­zen sind eine sel­te­ne und kom­ple­xe Erkran­kung. Vie­le Betrof­fe­ne machen im Lau­fe der Jah­re die Erfah­rung, dass sie trotz zahl­rei­cher Arzt­kon­tak­te kei­ne aus­rei­chen­de oder dau­er­haft wirk­sa­me Betreu­ung erhal­ten. Ein zen­tra­ler Grund dafür ist, dass Clus­ter­kopf­schmer­zen beson­de­re Erfah­rung und Spe­zia­li­sie­rung erfor­dern.

Des­halb ist es sinn­voll, sich an Neu­ro­lo­gin­nen und Neu­ro­lo­gen sowie Kli­ni­ken zu wen­den, die einen aus­ge­wie­se­nen Schwer­punkt auf Clus­ter­kopf­schmer­zen oder ande­re tri­ge­mi­no-auto­no­me Kopf­schmerz­er­kran­kun­gen haben. In spe­zia­li­sier­ten Kopf­schmerz­zen­tren bestehen in der Regel mehr Erfah­rung mit Dia­gnos­tik, Akut­the­ra­pie, Pro­phy­la­xe und kom­ple­xen Ver­läu­fen – ins­be­son­de­re bei chro­ni­schem Clus­ter­kopf­schmerz.

Eine Über­sicht über Ärz­tin­nen, Ärz­te und Kli­ni­ken mit Schwer­punkt Clus­ter­kopf­schmerz in Deutsch­land fin­den Sie in der fol­gen­den Ärz­te­lis­te:

Ärz­te­lis­te: Spe­zia­li­sier­te Anlauf­stel­len für Clus­ter­kopf­schmer­zen in Deutsch­land

Die­se Lis­te kann eine wert­vol­le Ori­en­tie­rung bie­ten, ersetzt jedoch nicht die indi­vi­du­el­le Prü­fung, ob eine Pra­xis oder Kli­nik für die eige­ne Situa­ti­on geeig­net ist. War­te­zei­ten, regio­na­le Unter­schie­de und per­sön­li­che Erfah­run­gen kön­nen stark vari­ie­ren.

Über­blick: Häu­fig ein­ge­setz­te The­ra­pie­for­men bei Clus­ter­kopf­schmer­zen

Bei Clus­ter­kopf­schmer­zen kom­men unter­schied­li­che The­ra­pie­an­sät­ze zum Ein­satz. Wel­che Maß­nah­men gewählt wer­den, hängt unter ande­rem davon ab, ob ein epi­so­discher oder chro­ni­scher Ver­lauf vor­liegt, wie häu­fig und stark die Atta­cken auf­tre­ten und wel­che The­ra­pien bereits aus­pro­biert wur­den. Die fol­gen­de Über­sicht dient aus­schließ­lich der Infor­ma­ti­on und stellt kei­ne Emp­feh­lung oder Bewer­tung ein­zel­ner Ver­fah­ren dar.

Akut­the­ra­pie bei Clus­ter­at­ta­cken

Zur Behand­lung ein­zel­ner Atta­cken wer­den häu­fig ein­ge­setzt:

  • Trip­ta­ne: Anwen­dung je nach Prä­pa­rat als Injek­ti­on (Spritz­pen), Nasen­spray oder Tablet­te. Die Wirk­sam­keit und der Wirk­ein­tritt unter­schei­den sich stark je nach Appli­ka­ti­ons­form.
  • Medi­zi­ni­scher Sau­er­stoff (O₂): Inha­la­ti­on über Mas­ke mit Reser­voir­beu­tel, meist mit einer hohen Fluss­ra­te. Sau­er­stoff wird von vie­len Betrof­fe­nen als gut ver­träg­li­che Akut­maß­nah­me beschrie­ben.
  • Lokal­an­äs­the­ti­ka im Nasen-/Ra­chen­raum: In bestimm­ten Fäl­len wer­den lokal betäu­ben­de Sub­stan­zen im obe­ren Nasen-Rachen­raum ange­wen­det.

Die­se Maß­nah­men zie­len dar­auf ab, eine lau­fen­de Atta­cke mög­lichst schnell zu unter­bre­chen oder abzu­mil­dern.

Pro­phy­lak­tisch ein­ge­setz­te Medi­ka­men­te

Zur Vor­beu­gung oder Abschwä­chung von Atta­cken kom­men unter ande­rem zum Ein­satz:

  • Kal­zi­um­ka­nal­blo­cker (z. B. aus der Herz­me­di­zin)
  • Kor­ti­son­the­ra­pien (zeit­lich begrenzt, oral oder als Infu­si­on)
  • Lithi­um ins­be­son­de­re bei chro­ni­schem Clus­ter­kopf­schmerz
  • CGRP-Anti­kör­per (mono­klon­a­le Anti­kör­per) wur­den ursprüng­lich zur Migrä­ne­pro­phy­la­xe ent­wi­ckelt und wer­den zum Teil auch bei Clus­ter­kopf­schmer­zen ein­ge­setzt /​ unter­sucht. Der Ein­satz erfolgt in der Regel „off-label“ oder im Rah­men von Stu­di­en.

Die­se Medi­ka­men­te wer­den teil­wei­se kom­bi­niert ein­ge­setzt und erfor­dern eine eng­ma­schi­ge ärzt­li­che Kon­trol­le.

Inter­ven­tio­nel­le und appa­ra­ti­ve Ver­fah­ren

Bei schwe­re­ren oder the­ra­pie­re­sis­ten­ten Ver­läu­fen wer­den gele­gent­lich wei­te­re Ver­fah­ren ange­wen­det:

  • GON-Blo­cka­de (Blo­cka­de des Ner­vus occi­pi­ta­lis major): Injek­ti­on eines Wirk­stoff­ge­mischs im Hin­ter­kopf­be­reich, teils unter bild­ge­ben­der Kon­trol­le.
  • Botu­li­num­to­xin-Injek­tio­nen (Botox): Anwen­dung in bestimm­ten Kopf- und Nacken­area­len.
  • SPG-Sti­mu­la­ti­on /​ Neu­ro­sti­mu­la­tor: ope­ra­ti­ves Ver­fah­ren zur Beein­flus­sung des Gan­gli­on sphe­no­pa­la­ti­num (begrenz­te Ver­füg­bar­keit)

Ergän­zen­de Maß­nah­men & Haus­mit­tel bei Clus­ter­kopf­schmer­zen

Neben medi­ka­men­tö­sen The­ra­pien berich­ten vie­le Betrof­fe­ne von ergän­zen­den Maß­nah­men und „Haus­mit­teln“, die sie wäh­rend einer Atta­cke oder beglei­tend im All­tag ein­set­zen. Die­se Ansät­ze erset­zen kei­ne medi­zi­ni­sche Behand­lung, wer­den jedoch von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten häu­fig als unter­stüt­zend beschrie­ben.

Zu den häu­fig genann­ten Haus­mit­teln und beglei­ten­den Maß­nah­men zäh­len unter ande­rem:

  • Käl­te­an­wen­dun­gen: Kühl­packs, Kühl­mas­ken, kal­te Umschlä­ge oder kal­te Luft im Gesichts- und Nacken­be­reich wer­den von vie­len Betrof­fe­nen als ent­las­tend emp­fun­den.
  • Kof­fe­in (Kaf­fee, Cola, Ener­gy­drinks): Kof­fe­in­hal­ti­ge Geträn­ke wie Kaf­fee, Cola oder Ener­gy­drinks wer­den von eini­gen Betrof­fe­nen ins­be­son­de­re zu Beginn einer Atta­cke genutzt.
  • Bewe­gung und kör­per­li­che Akti­vi­tät: Umher­ge­hen, leich­te Bewe­gung oder bewuss­te Anspan­nung wer­den wäh­rend einer Atta­cke von man­chen als hilf­rei­cher emp­fun­den als völ­li­ge Ruhe.
  • Atem­tech­ni­ken: Tie­fes, bewuss­tes Ein- und Aus­at­men – teils auch in Ver­bin­dung mit Sau­er­stoff – wird häu­fig genannt, um die Atta­cke bes­ser zu bewäl­ti­gen.
  • Druck­rei­ze: Druck auf bestimm­te Berei­che im Gesichts- oder Kopf­be­reich (z. B. Augen­brau­en, Schlä­fe) wird von eini­gen Betrof­fe­nen als kurz­fris­tig ent­las­tend beschrie­ben.
  • Augen­klap­pe: Das zeit­wei­se Abde­cken des schmer­zen­den Auges wird von vie­len Betrof­fe­nen als hilf­reich emp­fun­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie hier: Clus­ter­kopf­schmer­zen & Win­kel­fehl­sich­tig­keit und hier: Augen­klap­pen-Test bei Clus­ter­kopf­schmer­zen.
  • Medi­zi­ni­sches Can­na­bis: Wird ver­ein­zelt als ergän­zen­de Maß­nah­me genannt. Wir­kung, Ver­träg­lich­keit und recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen sind indi­vi­du­ell sehr unter­schied­lich.
  • All­tags­struk­tur und Nähr­stoff­ver­sor­gung: Vie­le Betrof­fe­ne berich­ten, dass regel­mä­ßi­ge Pau­sen, aus­rei­chen­de Flüs­sig­keits­zu­fuhr, eine mög­lichst sta­bi­le Tages­struk­tur mit fes­ten Schlaf- und Essens­zei­ten sowie eine aus­rei­chen­de Ver­sor­gung mit wich­ti­gen Nähr­stof­fen eben­falls von Bedeu­tung sein kön­nen.

Hin­weis: Die Wir­kung die­ser Haus­mit­tel und ergän­zen­den Maß­nah­men ist indi­vi­du­ell sehr ver­schie­den. Was für eine Per­son sub­jek­tiv hilf­reich ist, kann bei ande­ren wir­kungs­los blei­ben oder sogar als unan­ge­nehm emp­fun­den wer­den. Vie­le Betrof­fe­ne kom­bi­nie­ren meh­re­re die­ser Maß­nah­men je nach Situa­ti­on.

Typi­sche Trig­ger und Ein­fluss­fak­to­ren bei Clus­ter­kopf­schmer­zen

Vie­le Betrof­fe­ne berich­ten von bestimm­ten Trig­gern und Ein­fluss­fak­to­ren, die im Zusam­men­hang mit dem Auf­tre­ten oder der Inten­si­tät von Clus­ter­kopf­schmerz­at­ta­cken ste­hen kön­nen. Wel­che Fak­to­ren rele­vant sind, unter­schei­det sich indi­vi­du­ell, den­noch zei­gen sich in Erfah­rungs­be­rich­ten immer wie­der ähn­li­che Mus­ter.

Zu den häu­fig genann­ten Trig­gern und Belas­tungs­fak­to­ren zäh­len unter ande­rem:

  • Alko­hol, ins­be­son­de­re Rot­wein, Sekt oder Bier
  • Hist­amin­hal­ti­ge Lebens­mit­tel (z. B. gereif­te Käse, Wurst­wa­ren, bestimm­te Obst­sor­ten)
  • Star­ke Hel­lig­keit, Blen­dung sowie fla­ckern­des Licht
  • Bild­schirm­ar­beit und inten­si­ve visu­el­le Belas­tung, viel Nah­sicht
  • Hit­ze, gro­ße Höhen­un­ter­schie­de und Wet­ter­um­schwün­ge
  • Lärm, inten­si­ve Gerü­che, Lösungs­mit­tel oder Duft­stof­fe
  • Stress, emo­tio­na­le Belas­tung und Schlaf­man­gel
  • Unre­gel­mä­ßi­ge Tages­rhyth­men oder aus­ge­las­se­ne Mahl­zei­ten
  • Infek­te wie Erkäl­tun­gen oder Nasen­ne­ben­höh­len­ent­zün­dun­gen
  • Kör­per­li­che Erschöp­fung, lan­ges kon­zen­trier­tes Arbei­ten oder star­ke kör­per­li­che Anstren­gung

Hin­weis: Die­se Trig­ger wir­ken nicht bei allen Betrof­fe­nen gleich. Das bewuss­te Beob­ach­ten indi­vi­du­el­ler Aus­lö­ser kann hel­fen, per­sön­li­che Zusam­men­hän­ge bes­ser ein­zu­ord­nen.

Win­kel­fehl­sich­tig­keit als Aus­lö­ser von Clus­ter­kopf­schmer­zen

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat sich gezeigt, dass bei vie­len Men­schen mit Clus­ter­kopf­schmer­zen eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit eine wesent­li­che Rol­le spie­len kann. Die­se Fehl­stel­lung der Augen wirkt aus­schließ­lich im beid­äu­gi­gen Sehen und führt zu einer dau­er­haf­ten Über­las­tung der Augen­be­we­gungs­mus­ku­la­tur. In der Fol­ge kann es zu einer Rei­zung oder Ent­zün­dung der Troch­lea (Roll­knor­pel) über dem schmer­zen­den Auge kom­men.

Winkelfehlsichtigkeit führt zu entzündeter Trochlea: Das kann Clusterkopfschmerzen auslösen
Win­kel­fehl­sich­tig­keit führt zu ent­zün­de­ter Troch­lea (im Bild hell­blau): Das kann Clus­ter­kopf­schmer­zen aus­lö­sen

Ein ein­fa­cher funk­tio­nel­ler Hin­weis dar­auf ist der Augen­klap­pen­test: Wird das schmer­zen­de Auge vor­über­ge­hend abge­deckt, ent­fällt das beid­äu­gi­ge Sehen. Dadurch wird die Augen­mus­ku­la­tur ent­las­tet. Bei vie­len Betrof­fe­nen zei­gen sich in die­ser Situa­ti­on deut­li­che Ver­än­de­run­gen in Häu­fig­keit oder Inten­si­tät der Clus­ter­kopf­schmerz­at­ta­cken. Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen fin­den Sie hier: Augen­klap­pen-Test bei Clus­ter­kopf­schmer­zen.

Eine Pris­men­bril­le setzt genau an die­sem Mecha­nis­mus an: Sie ent­las­tet den Augen­be­we­gungs­ap­pa­rat im beid­äu­gi­gen Sehen, ohne die natür­li­chen Kom­pen­sa­ti­ons­fä­hig­kei­ten der Augen voll­stän­dig auf­zu­he­ben. Bei vie­len Betrof­fe­nen führt dies zu einer deut­li­chen Abnah­me der Beschwer­den – in den meis­ten Fäl­len sogar bis hin zur voll­stän­di­gen Schmerz­frei­heit. Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen Sie hier:

Eine wis­sen­schaft­li­che Stu­die zu die­sem Zusam­men­hang liegt bis­lang nicht vor. Eine sol­che Unter­su­chung wäre jedoch wün­schens­wert, um die bis­he­ri­gen Beob­ach­tun­gen sys­te­ma­tisch zu über­prü­fen und die­sen Ansatz objek­tiv ein­zu­ord­nen.

Schwer­be­hin­de­rung bei Clus­ter­kopf­schmer­zen

Clus­ter­kopf­schmer­zen stel­len für vie­le Betrof­fe­ne eine erheb­li­che und dau­er­haf­te Ein­schrän­kung dar. Ent­spre­chend besteht grund­sätz­lich die Mög­lich­keit, einen Antrag auf Aner­ken­nung einer Schwer­be­hin­de­rung (Grad der Behin­de­rung, GdB) beim zustän­di­gen Ver­sor­gungs­amt zu stel­len.

In der Pra­xis zeigt sich jedoch, dass Clus­ter­kopf­schmer­zen bei der Begut­ach­tung häu­fig unter­schätzt wer­den. Anträ­ge wer­den nicht sel­ten mit einem zu nied­ri­gen GdB bewer­tet oder zunächst abge­lehnt. Grün­de dafür sind unter ande­rem unvoll­stän­di­ge Anga­ben, eine unkla­re Beschrei­bung der Ein­schrän­kun­gen oder feh­len­de ärzt­li­che Stel­lung­nah­men.

Wich­tig ist daher:

  • Die Dia­gno­se Clus­ter­kopf­schmerz soll­te ein­deu­tig benannt wer­den.
  • Häu­fig­keit, Dau­er und Inten­si­tät der Atta­cken soll­ten mög­lichst kon­kret beschrie­ben wer­den (z. B. durch das Füh­ren eines Kopf­schmerz­ta­ge­buchs).
  • Ein­schrän­kun­gen (z. B. Schlaf­man­gel, Medi­ka­men­ten­ne­ben­wir­kun­gen, psy­chi­sche Belas­tung, Arbeits­un­fä­hig­keit, nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das Sozi­al­le­ben) soll­ten aus­führ­lich dar­ge­stellt wer­den.
  • Die behan­deln­den Ärz­tin­nen und Ärz­te soll­ten über den Antrag infor­miert sein, da sie vom Ver­sor­gungs­amt um Stel­lung­nah­men gebe­ten wer­den kön­nen.

Wird der Antrag abge­lehnt oder der GdB aus Sicht der Betrof­fe­nen zu nied­rig ange­setzt, besteht die Mög­lich­keit, Wider­spruch ein­zu­le­gen. Unter­stüt­zung bie­ten hier­bei unter ande­rem Sozi­al­ver­bän­de wie der VdK oder spe­zia­li­sier­te Rechts­be­ra­tun­gen im Sozi­al­recht.

Ein aner­kann­ter GdB – ins­be­son­de­re ab 50 – kann ver­schie­de­ne Nach­teils­aus­glei­che mit sich brin­gen, etwa zusätz­li­chen Urlaubs­an­spruch, steu­er­li­che Erleich­te­run­gen oder beson­de­ren Kün­di­gungs­schutz. Gleich­zei­tig soll­te indi­vi­du­ell abge­wo­gen wer­den, ob und in wel­chem Kon­text die Schwer­be­hin­de­rung im beruf­li­chen Umfeld the­ma­ti­siert wird.

Die­ser Abschnitt dient aus­schließ­lich der Ori­en­tie­rung und ersetzt kei­ne recht­li­che Bera­tung.

Aus­wir­kun­gen von Clus­ter­kopf­schmerz auf das Sozi­al­le­ben und die Psy­che

Clus­ter­kopf­schmer­zen grei­fen bei vie­len Betrof­fe­nen tief in das sozia­le und emo­tio­na­le Leben ein. Die extre­men, wie­der­keh­ren­den Schmerz­at­ta­cken sind kaum plan­bar und zwin­gen vie­le dazu, ihr gesam­tes Leben an die Erkran­kung anzu­pas­sen. Ver­ab­re­dun­gen, Fami­li­en­fei­ern oder beruf­li­che Ter­mi­ne müs­sen häu­fig kurz­fris­tig abge­sagt wer­den. Vie­le Betrof­fe­ne zie­hen sich zuneh­mend zurück, weil sie Angst vor der nächs­ten Atta­cke haben oder sich kör­per­lich und emo­tio­nal nicht mehr belast­bar füh­len.

Gera­de bei chro­ni­schem Clus­ter­kopf­schmerz ent­steht über Jah­re hin­weg eine enor­me Dau­er­be­las­tung. Schlaf­man­gel, Erschöp­fung, anhal­ten­de Schmer­zen und das Gefühl, kei­ne Kon­trol­le über den eige­nen Kör­per zu haben, wir­ken sich mas­siv auf die Psy­che aus. Nicht weni­ge Betrof­fe­ne berich­ten von Hoff­nungs­lo­sig­keit, depres­si­ven Ver­stim­mun­gen und – ins­be­son­de­re in schwe­ren Pha­sen – auch von Sui­zid­ge­dan­ken. Der Clus­ter­kopf­schmerz wird des­halb nicht umsonst als eine der psy­chisch belast­ends­ten Schmerz­er­kran­kun­gen beschrie­ben.

Hin­zu kommt häu­fig ein Man­gel an Ver­ständ­nis im sozia­len Umfeld. Da Betrof­fe­ne zwi­schen den Atta­cken äußer­lich oft „gesund“ wir­ken, wer­den die tat­säch­li­che Schwe­re der Erkran­kung und die damit ver­bun­de­nen Ein­schrän­kun­gen von Außen­ste­hen­den nicht sel­ten unter­schätzt oder ange­zwei­felt. Die­ses Gefühl, sich immer wie­der erklä­ren oder recht­fer­ti­gen zu müs­sen, ver­stärkt den sozia­len Rück­zug zusätz­lich.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist es nicht unge­wöhn­lich, dass Clus­ter­kopf­schmerz mit psy­chi­schen Begleit­erkran­kun­gen ein­her­geht. Vie­le Betrof­fe­ne befin­den sich im Lau­fe ihrer Erkran­kung in psy­cho­the­ra­peu­ti­scher Behand­lung oder erhal­ten zeit­wei­se Psy­cho­phar­ma­ka, um mit der enor­men emo­tio­na­len Belas­tung, Angst­zu­stän­den oder depres­si­ven Sym­pto­men umge­hen zu kön­nen. Die­se Maß­nah­men sind häu­fig Aus­druck des Ver­suchs, mit einer extre­men und lang­an­hal­ten­den Schmerz­er­fah­rung psy­chisch zurecht­zu­kom­men – nicht Zei­chen per­sön­li­cher Schwä­che.

Schmerz­ska­la bei Clus­ter­kopf­schmer­zen (Bei­spiel)

Vie­le Betrof­fe­ne emp­fin­den es als hilf­reich, die Inten­si­tät ihrer Clus­ter­kopf­schmerz-Atta­cken in Stu­fen ein­zu­ord­nen. Die fol­gen­de Schmerz­ska­la stellt ein bei­spiel­haf­tes Modell dar, das sich an Erfah­rungs­be­rich­ten ori­en­tiert. Sie dient aus­schließ­lich der per­sön­li­chen Ori­en­tie­rung und Beschrei­bung und erhebt kei­nen Anspruch auf All­ge­mein­gül­tig­keit. Die indi­vi­du­el­le Schmerz­wahr­neh­mung kann stark vari­ie­ren.

0 – kei­ne Schmer­zen
1 – leich­te Schmer­zen
2 – leich­te Schmer­zen, stö­rend, aber gut aus­zu­hal­ten
3 – sich fest­set­zen­der Schmerz, Kon­zen­tra­ti­on ein­ge­schränkt
4 – anhal­ten­der Schmerz, Kon­zen­tra­ti­on mas­siv ein­ge­schränkt, Rück­zug
5 – deut­li­che Schmer­zen, Gedan­ke an Akut­me­di­ka­ti­on
6 – Auf­wa­chen durch Schmerz, inne­re Unru­he, Gereizt­heit
7 – star­ke Schmer­zen, Her­um­lau­fen, Angst vor Dau­er der Atta­cke
8 – sehr star­ke Schmer­zen, mas­si­ve kör­per­li­che Anspan­nung, Suche nach sofor­ti­ger Lin­de­rung ohne Rück­sicht auf Neben­wir­kun­gen (z. B. Sau­er­stoff, Trip­tan, Haus­mit­tel)
9 – uner­träg­lich, star­ke Ver­zweif­lung, ver­zwei­fel­te Hoff­nung auf Wir­kung der Akut­me­di­ka­ti­on
10 – maxi­mal vor­stell­ba­rer Schmerz, völ­li­ge Über­for­de­rung, Panik; bei ein­zel­nen Betrof­fe­nen kön­nen in die­ser Pha­se auch Sui­zid­ge­dan­ken auf­tre­ten

Die­se Dar­stel­lung ist kein medi­zi­ni­sches Bewer­tungs­sys­tem und ersetzt weder ärzt­li­che Dia­gnos­tik noch the­ra­peu­ti­sche Ent­schei­dun­gen. Sie kann jedoch hel­fen, Beschwer­den ver­ständ­li­cher zu doku­men­tie­ren und im Aus­tausch mit Ärz­tin­nen, Ärz­ten oder Behör­den bes­ser zu beschrei­ben.

Abschlie­ßen­der Hin­weis

Die­se Info­thek rich­tet sich an Men­schen mit Clus­ter­kopf­schmer­zen sowie an deren Ange­hö­ri­ge und soll einen struk­tu­rier­ten Über­blick über häu­fi­ge The­ra­pien, Ein­fluss­fak­to­ren und ergän­zen­de Ansät­ze geben. Die Inhal­te basie­ren auf lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen, Beob­ach­tun­gen und dem Aus­tausch mit zahl­rei­chen Betrof­fe­nen. Sie erset­zen kei­ne ärzt­li­che Dia­gno­se oder Behand­lung und stel­len kei­ne medi­zi­ni­sche oder recht­li­che Bera­tung dar. Ent­schei­dun­gen zu The­ra­pien, Medi­ka­men­ten oder wei­te­ren Maß­nah­men soll­ten immer gemein­sam mit der behan­deln­den Neu­ro­lo­gin oder dem behan­deln­den Neu­ro­lo­gen getrof­fen wer­den.

Emp­feh­len Sie die­se Web­site ger­ne wei­ter: