Win­kel­fehl­sich­tig­keit: Ursa­chen, Sym­pto­me und Behand­lung mit einer Pris­men­bril­le

Win­kel­fehl­sich­tig­keit (Hete­ro­pho­rie) ist eine häu­fig über­se­he­ne Form der Fehl­sich­tig­keit, die nur im beid­äu­gi­gen Sehen ent­steht. Sie wird durch ein fei­nes Ungleich­ge­wicht in der Bewe­gungs­mus­ku­la­tur der Augen aus­ge­löst und kann eine Viel­zahl unspe­zi­fi­scher Beschwer­den ver­ur­sa­chen, die oft nicht ein­deu­tig den Augen zuge­ord­net wer­den.

Vie­le Betrof­fe­ne wis­sen lan­ge nicht, dass ihre Sym­pto­me mit einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit zusam­men­hän­gen – oder dass sie sich mit einer rich­tig ange­pass­ten Pris­men­bril­le häu­fig voll­stän­dig und dau­er­haft behe­ben las­sen.

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie eine umfas­sen­de Über­sicht über die typi­schen Beschwer­den bei Erwach­se­nen sowie Kin­dern und Jugend­li­chen, die Ursa­chen und die Mög­lich­kei­ten der Kor­rek­ti­on.

Was ist eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit (Hete­ro­pho­rie)?

Eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit – auch Hete­ro­pho­rie genannt – ist eine Fehl­sich­tig­keit, die aus­schließ­lich im beid­äu­gi­gen (bin­oku­la­ren) Sehen auf­tritt. Sie ent­steht durch ein fei­nes Ungleich­ge­wicht in der Bewe­gungs­mus­ku­la­tur des Augen­paa­res. In der Fach­spra­che spricht man von einem laten­ten Schie­len, weil die bei­den Augen nicht exakt auf den glei­chen Punkt aus­ge­rich­tet sind.

Dadurch lie­gen die bei­den Netz­haut­bil­der nicht exakt über­ein­an­der, son­dern sind leicht ver­scho­ben. Damit das Gehirn die­se ver­scho­be­nen Ein­drü­cke trotz­dem zu einem ein­zi­gen Bild zusam­men­füh­ren kann, müs­sen die Augen­be­we­gungs­mus­keln stän­dig gegen­steu­ern.

Die­ser dau­er­haf­te Aus­gleichs­me­cha­nis­mus kann das Sehen stark anstren­gen und eine Viel­zahl an Beschwer­den aus­lö­sen – selbst dann, wenn die Augen an sich gesund sind und in der Fer­ne scharf sehen. Eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit ist daher kei­ne Krank­heit, son­dern eine Stö­rung der Zusam­men­ar­beit bei­der Augen.

Wird die Win­kel­fehl­sich­tig­keit prä­zi­se erkannt und mit einer kor­rekt ange­pass­ten Pris­men­bril­le kor­ri­giert, wer­den die Netz­haut­bil­der wie­der exakt auf den Netz­haut­mit­ten posi­tio­niert. Dadurch kann sich das visu­el­le Sys­tem ent­span­nen, und die aus­ge­lös­ten Beschwer­den las­sen sich häu­fig voll­stän­dig behe­ben.

Typi­sche Sym­pto­me einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit

Eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit kann sehr unter­schied­li­che Beschwer­den aus­lö­sen und die Beein­träch­ti­gun­gen kön­nen alle Alters­klas­sen betref­fen. Vie­le Betrof­fe­ne kön­nen die­se Sym­pto­me lan­ge nicht ein­ord­nen, weil sie oft­mals nicht direkt als Augen­pro­blem erkannt wer­den. Typi­sche Hin­wei­se auf eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit /​ Hete­ro­pho­rie sind:

  1. Das Sehen strengt an und lässt die Augen schnell ermü­den, wie zum Bei­spiel bei der Bild­schirm­ar­beit oder beim Lesen. Das Schrift­bild ist unru­hig, die Buch­sta­ben ver­schwim­men oder tan­zen.
  2. Wenn eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit nicht mehr kom­pen­siert wer­den kann, sind die Augen per­ma­nent ange­strengtbren­nen oder schmer­zen. Dies führt meis­tens zu einem Druck­ge­fühl hin­ter den Augen, da sich dort die ange­spann­ten Augen­be­we­gungs­mus­keln befin­den. Dadurch bekom­men vie­le Betrof­fe­ne Nacken­ver­span­nun­genSpan­nungs­kopf­schmer­zen, Migrä­ne oder sogar Clus­ter­kopf­schmer­zen.
  3. Fix­a­ti­ons­pro­ble­me der Augen bei Blick­wech­seln, beson­ders beim Blick­wech­sel Fer­ne /​ Nähe oder beim Blick von rechts nach links bzw. umge­kehrt. Vie­le so Betrof­fe­ne haben auch Seh­pro­ble­me bei schnel­len Bil­der­fol­gen im Fern­se­hen /​ Kino oder bei 3D-Fil­men. Wenn eine (stär­ke­re) Win­kel­fehl­sich­tig­keit von den Augen­be­we­gungs­mus­keln nicht mehr kom­pen­siert wer­den kann, kann dies zu zeit­wei­li­gen oder per­ma­nen­ten Dop­pel­bil­dern füh­ren. Bei man­chen Betrof­fe­nen tre­ten die Dop­pel­bil­der nur beim Blick nach links oder nach rechts auf.
  4. Ein Auge nimmt weni­ger am Seh­pro­zess teil als das ande­re. Dies kann ein Nach­las­sen der Seh­schär­fe auf die­sem Auge, eine Ver­schlech­te­rung des räum­li­chen Sehens und beson­ders bei Blick­be­we­gun­gen Schwin­del und Gleich­ge­wichts­stö­run­gen zur Fol­ge haben. Das kann bei man­chen Betrof­fe­nen Panik­at­ta­cken aus­lö­sen oder zu einer Augen­mi­grä­ne füh­ren.
  5. In gro­ßen geschlos­se­nen Räu­men, wie zum Bei­spiel Ein­kaufs­zen­tren oder inner­halb einer grö­ße­ren Men­schen­men­ge, kann eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit Unwohl­sein und Angst­ge­füh­le aus­lö­sen. Betrof­fe­ne haben außer­dem oft Schwie­rig­kei­ten eine Trep­pe /​ Roll­trep­pe hin­un­ter zu lau­fen oder lei­den unter Höhen­angst. Typi­sche Merk­ma­le einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit sind auch das Gefühl der Benom­men­heit (wie Wat­te im Kopf) und das Gefühl neben sich zu ste­hen oder dass alles wie in einem Film abläuft.
  6. Win­kel­fehl­sich­tig­keit ist häu­fig die Ursa­che für Übel­keitbeson­ders beim Auto­fah­ren oder Bus­fah­ren (Rei­se­übel­keit) sowie für Magen- und Bauch­schmer­zen. Unter Betrof­fe­nen mit die­sen Beschwer­den, befin­den sich rela­tiv vie­le Links­hän­der. Nicht sel­ten ist eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit der Aus­lö­ser für Sprach­stö­run­gen bzw. Stot­tern.
  7. Nei­gung zum Augen­blin­zelnAugen­zuckenAugen­rei­ben oder Zuknei­fen eines Auges, um dadurch bes­ser sehen zu kön­nen. Vie­le Betrof­fe­ne ver­su­chen außer­dem unbe­wusst ihre Win­kel­fehl­sich­tig­keit mit einer stän­di­gen Schräg­hal­tung des Kop­fes (meis­tens zur rech­ten Schul­ter) aus­zu­glei­chen, weil das Sehen so als ange­neh­mer emp­fun­den wird.
  8. Licht­emp­find­lich­keit, auch bei bedeck­tem Him­mel, Neon­licht und bei nächt­li­chen Auto­fahr­ten, oft auch Seh­schär­fen­pro­ble­me in der Däm­me­rung.
  9. Das Sehen ist unter­schied­lich und von der Tages­form abhän­gig. Durch Stress wird die Seh­leis­tung zusätz­lich beein­träch­tigt.
  10. Typi­sche Merk­ma­le einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit kön­nen auch die­se Sym­pto­me sein: Abge­schla­gen­heit, star­ke Müdig­keit, Antriebs­lo­sig­keit, star­ke Reiz­bar­keit, Zäh­ne­knir­schen, Geräusch­emp­find­lich­keit und manch­mal auch eine Depres­si­on. Wenn die Augen­be­we­gungs­mus­keln und des­halb auch die Kie­fer- und Nacken­mus­keln wegen einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit dau­er­haft ver­spannt sind, kann dadurch ein Tin­ni­tus aus­ge­löst oder ver­stärkt wer­den. Nicht weni­ge Betrof­fe­ne haben mir berich­tet, dass ihnen wegen die­ser Beschwer­den alle Weis­heits­zäh­ne gezo­gen wur­den – ohne dass dadurch irgend­ei­ne Bes­se­rung ein­trat.

Alle zuvor auf­ge­führ­ten Seh­pro­ble­me und Anstren­gungs­be­schwer­den kön­nen auch dadurch her­vor­ge­ru­fen wer­den, dass Ihre Bril­len­glä­ser rechts und links unter­schied­li­che Diop­trien­wer­te haben bzw. Ihre Seh­schär­fen­kor­rek­ti­on auf bei­den Augen unter­schied­lich ist. Dies wird als Aniso­me­tro­pie bezeich­net. Auch in die­sen Fäl­len kann ich die Beschwer­den mit einer Pris­men­bril­le meis­tens wesent­lich redu­zie­ren oder sogar ganz behe­ben.

Hin­weis: Alle auf die­ser Sei­te genann­ten Beschwer­de­bil­der habe ich erst dann in mei­ne Auf­lis­tun­gen auf­ge­nom­men, wenn mir vie­le Betrof­fe­ne unab­hän­gig von­ein­an­der berich­tet haben, dass die­se Sym­pto­me nach der Kor­rek­ti­on ihrer Win­kel­fehl­sich­tig­keit nicht mehr vor­han­den waren oder sich deut­lich gebes­sert haben.

Sym­pto­me einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit bei Kin­dern und Jugend­li­chen

Bei Kin­dern und Jugend­li­chen (in sel­te­nen Fäl­len auch bei Erwach­se­nen) wird eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit beson­ders häu­fig über Lern- und Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten sicht­bar: Sie…

  • lesen ungern, weil die Augen dabei schnell ermü­den
  • ver­dre­hen Buch­sta­ben oder ver­tau­schen Wor­te
  • ver­wech­seln Zah­len oder ver­tau­schen Rechen­sym­bo­le
  • ver­rut­schen beim Lesen gele­gent­lich in den Zei­len
  • machen vie­le Flüch­tig­keits­feh­ler
  • haben Pro­ble­me beim Erfas­sen gan­zer Sät­ze
  • haben Schwie­rig­kei­ten, Tex­te zu ver­ste­hen; häu­fig ver­langt es ein mehr­ma­li­ges Lesen
  • schrei­ben und lesen sehr lang­sam
  • brau­chen beim Lesen und Schrei­ben häu­fig Pau­sen
  • schrei­ben ver­krampft und mit viel Druck
  • haben ein unaus­ge­gli­che­nes Schrift­bild
  • kön­nen nicht klein schrei­ben
  • haben Kon­zen­tra­ti­ons­pro­ble­me
  • lei­den unter moto­ri­scher Unru­he (Hib­be­lig­keit)
  • sind hyper­ak­tiv
  • sind unge­schickt
  • haben Angst vor Bewe­gung
  • haben einen schlech­ten Gleich­ge­wichts­sinn, stol­pern häu­fig, fal­len hin
  • sind all­ge­mein unsi­cher

Bei eini­gen Kin­dern wird eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit fälsch­li­cher­wei­se als Leg­asthe­nie oder rei­ne „Unauf­merk­sam­keit“ gedeu­tet – obwohl die Ursa­che tat­säch­lich im bin­oku­la­ren Sehen liegt. Nach Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit ver­bes­sern sich Lesen, Schrei­ben, Kon­zen­tra­ti­on und Ver­hal­ten oft deut­lich.

Selbst­test: Habe ich eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit?

Wenn Sie (oder Ihr Kind) unter meh­re­ren der genann­ten Sym­pto­me lei­den, soll­ten Sie zunächst einen Augen­arzt auf­su­chen, um Krank­hei­ten als Ursa­che der Beschwer­den aus­zu­schlie­ßen. Wenn der Augen­arzt kei­ne krank­haf­te Ursa­che fin­det und Ihre Beschwer­den den­noch wei­ter bestehen, kön­nen Sie selbst prü­fen, ob eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit /​ Hete­ro­pho­rie dahin­ter­steckt.

Für den Selbst­test decken Sie eines Ihrer Augen für eini­ge Stun­den mit einer Augen­klap­pe oder einem Augen­pflas­ter ab. Falls Sie Bril­len­trä­ger sind, kann das Abde­cken eines Auges auch durch das Auf­kle­ben eines ent­spre­chend zuge­schnit­te­nen Papier­stücks auf ein Bril­len­glas erfol­gen. Wenn Sie auf bei­den Augen gleich gut sehen, kön­nen Sie ein belie­bi­ges Auge abde­cken, ansons­ten wäh­len Sie das Auge, auf dem Sie schlech­ter sehen. Ach­ten Sie dar­auf, die­sen Test nur in einer siche­ren, ver­trau­ten Umge­bung durch­zu­füh­ren und nie­mals beim Auto­fah­ren oder bei Tätig­kei­ten, bei denen räum­li­ches Sehen not­wen­dig ist.

Beob­ach­ten Sie anschlie­ßend, ob sich Ihre Beschwer­den wäh­rend die­ser Zeit deut­lich ver­rin­gern oder voll­stän­dig ver­schwin­den. Ist dies der Fall, deu­tet das sehr stark auf eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit (Hete­ro­pho­rie) hin, da das ein­äu­gi­ge Sehen den stö­ren­den Stel­lungs­feh­ler der Augen aus­schal­tet.

Auch wenn Sie bereits eine Pris­men­bril­le von einem ande­ren Opti­ker tra­gen und wei­ter­hin Beschwer­den haben, kann der Selbst­test hilf­reich sein: Bes­sern sich Ihre Sym­pto­me beim Abde­cken eines Auges, wur­de Ihre Win­kel­fehl­sich­tig­keit sehr wahr­schein­lich nicht kor­rekt aus­ge­mes­sen, und die pris­ma­ti­sche Kor­rek­ti­on muss geprüft wer­den.

Betrof­fe­ne mit Clus­ter­kopf­schmer­zen fin­den eine geson­der­te Anlei­tung für den Selbst­test hier: Augen­klap­pen-Test bei Clus­ter­kopf­schmer­zen.

Behand­lung: Wie eine Pris­men­bril­le Win­kel­fehl­sich­tig­keit kor­ri­giert

Wenn der Augen­klap­pen-Test bei Ihnen Hin­wei­se auf eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit geben, ist der nächs­te Schritt die prä­zi­se Mes­sung in mei­ner Pra­xis.

Hier­für ist eine schrift­li­che Anmel­dung erfor­der­lich – alle Infor­ma­tio­nen dazu fin­den Sie hier: Kon­takt & Ter­min­ver­ein­ba­rung.

Ich arbei­te seit vie­len Jah­ren mit einer eige­nen Mess- und Kor­rek­ti­onme­tho­dik, die nicht mit der umstrit­te­nen MKH/H­aa­se-Metho­de zu ver­glei­chen ist.
Die­se Vor­ge­hens­wei­se ist das Ergeb­nis jahr­zehn­te­lan­ger Spe­zia­li­sie­rung aus­schließ­lich auf Win­kel­fehl­sich­tig­kei­ten. Weil ich alle bekann­ten Risi­ken der MKH-Metho­de aus­schlie­ßen kann, gebe ich jedem Pati­en­ten eine Garan­tie auf den Kor­rek­ti­ons­er­folg.

Die Kor­rek­ti­on einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit erfolgt in zwei Schrit­ten:

  1. Seh­schär­fen­kor­rek­ti­on (monoku­lar):
    Zuerst wird für jedes Auge sepa­rat die Seh­schär­fe exakt bestimmt und kor­ri­giert. Das heißt, das im Auge ent­ste­hen­de Bild darf weder vor der Netz­haut­mit­te (Kurz­sich­tig­keit) noch hin­ter der Netz­haut­mit­te (Weit­sich­tig­keit) lie­gen.
  2. Bin­oku­la­re Kor­rek­ti­on (Pris­men­kor­rek­tur):
    Danach wird geprüft, ob bei­de Augen im bin­oku­la­ren Sehen rich­tig zusam­men­ar­bei­ten. Dazu müs­sen die Netz­haut­bil­der im rech­ten und im lin­ken Auge auf den Netz­haut­mit­ten lie­gen und dür­fen nicht seit­lich oder in der Höhe davon ver­scho­ben sein. Wenn hier Ver­schie­bun­gen vor­han­den sind, die von den Augen­be­we­gungs­mus­keln nicht (mehr) kom­pen­siert wer­den kön­nen, spricht man von einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit. Eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit kann nach der Seh­schär­fe mit Pris­men­glä­sern kor­ri­giert wer­den.

Ent­schei­dend ist, nur den Teil der Win­kel­fehl­sich­tig­keit mit Pris­men aus­zu­glei­chen, den das Augen­paar nicht mehr selbst kom­pen­sie­ren kann. So blei­ben die natür­li­chen Kom­pen­sa­ti­ons­fä­hig­kei­ten der Augen­mus­keln erhal­ten und die Pris­men­wer­te blei­ben nied­rig und sta­bil.

Hin­weis: Wenn Sie die Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit bei spä­ter ange­fer­tig­ten Bril­len­glä­sern weg­las­sen wür­den, wäre das Sehen wie­der genau­so wie es vor der Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit war – mit allen davor auch schon auf­ge­tre­te­nen Seh­pro­ble­men und Anstren­gungs­be­schwer­den.

Erfah­rungs­be­rich­te: Wenn sich Beschwer­den nach der Pris­men­bril­le auf­lö­sen

In den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten sind weit über 4.000 Men­schen mit den oben auf­ge­lis­te­ten Beschwer­den zu mir gekom­men – häu­fig nach einer lan­gen Fach­arzt-Odys­see ohne greif­ba­re Ursa­che. In sehr vie­len die­ser Fäl­le konn­te eine rich­tig aus­ge­mes­se­ne Pris­men­bril­le die Beschwer­den dau­er­haft behe­ben. Kon­kre­te Bei­spie­le und per­sön­li­che Rück­mel­dun­gen von Betrof­fe­nen fin­den Sie auf den fol­gen­den Sei­ten – dort schil­dern Erwach­se­ne, Eltern und Kin­der selbst, wie sich ihr All­tag durch die Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit ver­än­dert hat:

Häu­fi­ge Fra­gen zur Win­kel­fehl­sich­tig­keit (FAQ)

Vie­le Betrof­fe­ne haben ähn­li­che Fra­gen, sobald der Ver­dacht auf eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit besteht oder bereits ers­te Erfah­run­gen mit einer Pris­men­bril­le gemacht wur­den. Im Fol­gen­den fin­den Sie die wich­tigs­ten Fra­gen, die mir regel­mä­ßig gestellt wer­den – ergänzt durch kla­re, pra­xis­na­he Ant­wor­ten aus mei­ner täg­li­chen Arbeit mit Win­kel­fehl­sich­tig­kei­ten.

Wie häu­fig kommt eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit vor?

Rund 70–80 % aller Men­schen haben eine Hete­ro­pho­rie (Win­kel­fehl­sich­tig­keit). In den meis­ten Fäl­len kann die Augen­mus­ku­la­tur die­se Abwei­chung gut aus­glei­chen, sodass kei­ne Beschwer­den auf­tre­ten. Bei etwa 15 % der Betrof­fe­nen führt die Win­kel­fehl­sich­tig­keit jedoch zu deut­li­chen Seh- und Anstren­gungs­be­schwer­den, die in die Lebens­qua­li­tät ein­grei­fen. In sol­chen Fäl­len soll­te eine pris­ma­ti­sche Kor­rek­ti­on vor­ge­nom­men wer­den.

War­um wird die Win­kel­fehl­sich­tig­keit so oft über­se­hen?

Trotz ihrer Häu­fig­keit bleibt die Win­kel­fehl­sich­tig­keit häu­fig unent­deckt. Das liegt vor allem dar­an, dass ihre Mes­sung deut­lich kom­ple­xer ist als die Bestim­mung der nor­ma­len Seh­schär­fe. Wäh­rend die Seh­schär­fe für jedes Auge ein­zeln und rela­tiv feh­ler­arm bestimmt wird, müs­sen bei der Win­kel­fehl­sich­tig­keit bei­de Augen gleich­zei­tig getes­tet wer­den. Das erfor­dert viel Erfah­rung – fehlt die­se, ent­ste­hen schnell fal­sche Mess­ergeb­nis­se. Eine Pris­men­bril­le wäre dann wir­kungs­los oder sogar unver­träg­lich. Des­halb ver­zich­ten vie­le Fach­leu­te auf bin­oku­la­re Mes­sun­gen und beschrän­ken sich auf die ein­fa­che Seh­schär­fen­kor­rek­ti­on.

Hin­zu kommt, dass vie­le Betrof­fe­ne befürch­ten, beim Seh­test fal­sche Ant­wor­ten zu geben. Tat­säch­lich lie­gen unge­naue Ergeb­nis­se jedoch fast nie an ihnen, son­dern meist an unkla­ren oder miss­ver­ständ­li­chen Fra­gen der unter­su­chen­den Per­son. Wer­den kla­re Fra­gen gestellt, geben Betrof­fe­ne auch ein­deu­ti­ge Ant­wor­ten – eine Grund­vor­aus­set­zung für prä­zi­se und ver­läss­li­che Pris­men­kor­rek­tio­nen.

Ein wei­te­rer Grund für die häu­fi­ge Fehl­deu­tung: Der Begriff „Win­kel­fehl­sich­tig­keit“ ist weit­ge­hend unbe­kannt. Die meis­ten Betrof­fe­nen suchen zunächst einen Augen­arzt auf. Dort wer­den Krank­hei­ten aus­ge­schlos­sen und – wenn auch die Seh­schär­fe unauf­fäl­lig ist – oft die Rück­mel­dung gege­ben: „Ihre Augen sind gesund, wir fin­den kei­ne Ursa­che.“
Weil die Win­kel­fehl­sich­tig­keit medi­zi­nisch nicht als Krank­heit gilt und optisch häu­fig nicht kor­rekt erfasst wird, ent­steht eine Ver­sor­gungs­lü­cke, durch die vie­le Men­schen über Jah­re Beschwer­den haben, ohne die eigent­li­che Ursa­che zu ken­nen.

Vie­le fra­gen sich spä­ter – nach­dem sie mit einer Pris­men­bril­le end­lich beschwer­de­frei sehen konn­ten –, war­um Augen­ärz­te oder Orthop­tis­tin­nen ihnen nicht wei­ter­hel­fen konn­ten. Der Grund liegt in den unter­schied­li­chen Auf­ga­ben­be­rei­chen: Augen­ärz­te dia­gnos­ti­zie­ren und behan­deln Krank­hei­ten, wäh­rend Augen­op­ti­ker Fehl­sich­tig­kei­ten aus­mes­sen und kor­ri­gie­ren. Genau des­halb ist eine enge Zusam­men­ar­beit ver­schie­de­ner Fach­rich­tun­gen sinn­voll, um krank­haf­te Ursa­chen aus­zu­schlie­ßen und funk­tio­nel­le Stö­run­gen kor­rekt zu behan­deln.

Wie lang ist die Ein­ge­wöh­nungs­zeit bei einer Pris­men­bril­le?

Die Ein­ge­wöh­nungs­zeit ent­spricht in der Regel maxi­mal der Zeit, die bereits bei der Augen­glas­be­stim­mung nötig war, um die Augen zu ent­span­nen. Sobald sich das visu­el­le Sys­tem an die neue pris­ma­ti­sche Kor­rek­ti­on ange­passt hat, kön­nen Sie mit die­ser Bril­le über vie­le Jah­re hin­weg scharf und anstren­gungs­frei sehen.

Hat eine Pris­men­bril­le dicke­re Glä­ser?

Nein. Bei mei­nen Pris­men­kor­rek­tio­nen sind die Bril­len­glä­ser in den meis­ten Fäl­len genau­so dünn wie Glä­ser, die aus­schließ­lich die Seh­schär­fe kor­ri­gie­ren. Für Ihr Gegen­über ist in der Regel kaum zu erken­nen, ob Ihre Bril­len­glä­ser eine pris­ma­ti­sche Wir­kung besit­zen oder nicht.

Was kos­ten Pris­men­glä­ser mit der Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit?

Pris­men­glä­ser sind teu­rer als rei­ne Seh­schär­fe­glä­ser, weil ihre Her­stel­lung tech­nisch deut­lich auf­wän­di­ger ist. Zwei pris­ma­ti­sche Ein­stär­ken­glä­ser aus Kunst­stoff mit Här­tung und Super­ent­spie­ge­lung kos­ten im Durch­schnitt etwa 300 Euro.
Für die eigent­li­che Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit kom­men zusätz­lich etwa 150 Euro hin­zu – je nach erfor­der­li­chem Zeit­auf­wand kön­nen die Kos­ten auch höher aus­fal­len.

Wir bie­ten grund­sätz­lich kei­ne „Bil­lig­glä­ser“ für Kin­der an. Kin­der sehen – genau wie Erwach­se­ne – deut­lich bes­ser, wenn sie hoch­wer­ti­ge Glas­ma­te­ria­li­en und Beschich­tun­gen erhal­ten.

Kön­nen Pris­men­fo­li­en zur Kor­rek­ti­on einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit wer­den?

Pris­men­fo­li­en soll­ten nur in ech­ten Not­fäl­len ein­ge­setzt wer­den – etwa, wenn die benö­tig­ten Pris­men­glä­ser noch nicht ver­füg­bar sind. Der Grund: Pris­men­fo­li­en redu­zie­ren die Seh­schär­fe und schwä­chen damit die Fusi­on, also die Fähig­keit des Gehirns, bei­de Bil­der zu einem Bild zu ver­schmel­zen. Eine geschwäch­te Fusi­on erhöht die Wahr­schein­lich­keit, dass Beschwer­den erneut auf­tre­ten. Dau­er­haft soll­te eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit immer mit Pris­men­glä­sern kor­ri­giert wer­den, weil sie eine deut­lich bes­se­re Seh­schär­fe und damit eine sta­bi­le Fusi­on ermög­li­chen.

Was pas­siert, wenn Betrof­fe­ne wegen ihrer Beschwer­den zum Augen­arzt gehen?

Die meis­ten Men­schen, die mit die­sen Beschwer­den zu mir kom­men, waren zuvor bereits bei Augen­ärz­ten – in der Annah­me, dass die Ursa­che im Bereich der Augen lie­gen müs­se. Dort erhiel­ten jedoch alle die Rück­mel­dung, dass ihre Augen gesund sei­en und kei­ne augen­ärzt­li­che Erkran­kung als Aus­lö­ser infra­ge kom­me. Da auch der Augen­arzt kei­ne Ursa­che fand, wur­den vie­le Betrof­fe­ne anschlie­ßend zum Neu­ro­lo­gen über­wie­sen und – wenn dort eben­falls kein Befund erho­ben wur­de – wei­ter zum Ortho­pä­den oder in ande­re Fach­be­rei­che. So begann für vie­le eine lan­ge fach­ärzt­li­che Odys­see, in der wie zuvor beim Augen­arzt kei­ne Krank­heit als Ursa­che iden­ti­fi­ziert wer­den konn­te.

Bei eini­gen die­ser Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten wur­den sogar MRT-Unter­su­chun­gen oder Lum­bal­punk­tio­nen durch­ge­führt – eben­falls ohne Ergeb­nis. Weil die Beschwer­den den­noch unver­än­dert bestehen blie­ben, erhiel­ten vie­le schließ­lich die Dia­gno­se, es hand­le sich um psy­cho­so­ma­ti­sche Beschwer­den. Die­se Ein­schät­zung erwies sich jedoch in nahe­zu allen Fäl­len als falsch. Bei fast allen Betrof­fe­nen konn­ten die Beschwer­den durch eine kor­rekt ange­pass­te Pris­men­bril­le dau­er­haft beho­ben wer­den. Die tat­säch­li­che Ursa­che war eine zuvor nicht erkann­te Win­kel­fehl­sich­tig­keit (Hete­ro­pho­rie). Ins­ge­samt wur­den bereits über 4.000 Men­schen mit genau die­ser Vor­ge­schich­te erfolg­reich bei uns ver­sorgt. Vie­le die­ser Men­schen kehr­ten spä­ter zu ihren Augen­ärz­ten zurück, um zu berich­ten, dass sie dank der Pris­men­kor­rek­ti­on beschwer­de­frei gewor­den waren. Lei­der zeig­ten sich nur weni­ge Augen­ärz­te inter­es­siert, und man­che stell­ten die Ver­bes­se­rung sogar in Fra­ge. Betrof­fe­ne emp­fan­den die­ses Ver­hal­ten als ent­täu­schend, weil es ver­hin­dert, dass Mil­lio­nen ande­rer Men­schen die­sel­be Hil­fe erhal­ten könn­ten.

Die­se Erfah­run­gen zei­gen deut­lich, dass hier eine erheb­li­che Ver­sor­gungs­lü­cke im Gesund­heits­sys­tem besteht – ins­be­son­de­re im Bereich der Erken­nung und kor­rek­ten Beur­tei­lung funk­tio­nel­ler Seh­pro­ble­me wie der Hete­ro­pho­rie.

Wel­che Fol­gen kann es haben, wenn eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit (Hete­ro­pho­rie) vom Augen­arzt nicht erkannt wird?

Wenn eine Hete­ro­pho­rie trotz unauf­fäl­li­ger Befun­de bei Augen­ärz­ten und ande­ren Fach­ärz­ten nicht erkannt wird, blei­ben die Beschwer­den der Betrof­fe­nen unver­än­dert bestehen – oft über vie­le Jah­re hin­weg. Aus den Berich­ten der Betrof­fe­nen, erge­ben sich immer wie­der ähn­li­che Fol­gen:

  • Anhal­ten­de oder zuneh­men­de Beschwer­den: Kopf­schmer­zen, Migrä­ne, Schwin­del, Licht­emp­find­lich­keit, Nacken­ver­span­nun­gen und Kon­zen­tra­ti­ons­pro­ble­me blei­ben bestehen oder ver­schlim­mern sich.
  • Ein­ge­schränk­te Leis­tungs­fä­hig­keit in Schu­le und Stu­di­um: Vie­le konn­ten Lern­in­hal­te schlecht auf­neh­men oder hat­ten Mühe, ihre schu­li­schen oder aka­de­mi­schen Zie­le zu errei­chen.
  • Pro­ble­me im Berufs­le­ben: Län­ge­re Bild­schirm­ar­beit war für vie­le kaum mög­lich, was häu­fig zu Angst um den Arbeits­platz führ­te – man­che ver­lo­ren ihn tat­säch­lich oder konn­ten ihren Beruf zeit­wei­se nicht mehr aus­üben.
  • Gefähr­dung der Erwerbs­fä­hig­keit: Eini­ge wur­den sogar als erwerbs­un­fä­hig ein­ge­stuft und konn­ten erst nach der kor­rek­ten Pris­men­kor­rek­ti­on wie­der arbei­ten.
  • Psy­chi­sche Belas­tun­gen: Wenn kei­ne kör­per­li­che Ursa­che gefun­den wur­de, erhiel­ten vie­le Betrof­fe­ne die Ver­mu­tung einer psy­cho­so­ma­ti­schen Stö­rung oder eine fal­sche psy­chi­sche Dia­gno­se. Das führ­te häu­fig zu see­li­schem Druck, Hoff­nungs­lo­sig­keit und teil­wei­se zu depres­si­ven Ver­stim­mun­gen bis hin zu Sui­zid­ge­dan­ken (vor allem bei Clus­ter­kopf­schmer­zen).
  • Hoher Medi­ka­men­ten­ver­brauch: Vie­le grif­fen regel­mä­ßig zu Schmerz­mit­teln oder erhiel­ten stär­ke­re Medi­ka­men­te wie Trip­ta­ne oder Amit­ri­pty­lin – meist ohne nach­hal­ti­gen Effekt und oft mit deut­li­chen Neben­wir­kun­gen.
  • Fehl­hal­tun­gen durch Kom­pen­sa­ti­on: Um die ver­ti­ka­le Abwei­chung aus­zu­glei­chen, hiel­ten man­che den Kopf dau­er­haft schräg, meist Rich­tung rech­te Schul­ter.

Was ist, wenn eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit zwar erkannt, aber bis­her nicht erfolg­reich kor­ri­giert wur­de?

Es gibt Betrof­fe­ne, die trotz ein­deu­tig fest­ge­stell­ter Win­kel­fehl­sich­tig­keit kei­ne zufrie­den­stel­len­de Kor­rek­ti­on erhal­ten haben. Vie­le die­ser Men­schen suchen die „Schuld“ dann bei sich selbst, wenn meh­re­re Spe­zia­lis­ten ihnen nicht zu beschwer­de­frei­em Sehen ver­hel­fen konn­ten. Das Fort­be­stehen der Beschwer­den sowie die­se Selbst­zwei­fel füh­ren nicht sel­ten zu einer erheb­li­chen psy­chi­schen Belas­tung.

Wenn Sie sol­che oder ähn­li­che Erfah­run­gen gemacht haben, sind Sie kei­nes­wegs ein Ein­zel­fall. Zwei­feln Sie nicht an sich selbst: Es liegt nicht an Ihnen, dass vor­he­ri­ge Bril­len nicht gehol­fen haben. In nahe­zu allen Fäl­len ist die Win­kel­fehl­sich­tig­keit falsch oder unge­nau aus­ge­mes­sen wor­den.

Mit einer kor­rekt ange­pass­ten Pris­men­bril­le kön­nen Sie beschwer­de­frei sehen.

Wor­an erkennt man, ob eine Pris­men­bril­le kor­rekt aus­ge­mes­sen ist?

Ob eine Pris­men­bril­le für Sie oder Ihr Kind „rich­tig“ oder „falsch“ – also kor­rekt aus­ge­mes­sen – ist, kön­nen Sie sehr leicht selbst fest­stel­len. Eine kor­rekt aus­ge­mes­se­ne Pris­men­bril­le erfüllt fünf ein­fa­che Kri­te­ri­en:

  1. Sie sehen damit schär­fer als zuvor.
  2. Ihr räum­li­ches Sehen ver­bes­sert sich.
  3. Ihre Seh­pro­ble­me und Anstren­gungs­be­schwer­den sind ver­schwun­den oder deut­lich gerin­ger.
  4. Die Ver­bes­se­run­gen blei­ben dau­er­haft sta­bil.
  5. Sie haben kei­ne zusätz­li­chen Beschwer­den.

Wenn Sie über län­ge­re Zeit alle fünf Punk­te mit „Ja“ beant­wor­ten kön­nen, sind Ihre pris­ma­ti­schen Glä­ser kor­rekt aus­ge­mes­sen. In die­sem Fall wird sich Ihr Sehen spür­bar ent­span­nen und Sie wer­den die Bril­le ger­ne tra­gen. Für mei­ne Pris­men­bril­len erhal­ten Sie dar­auf eine Garan­tie, auch wenn Sie zuvor bereits ande­re Pris­men­bril­len hat­ten, die Ihnen nicht gehol­fen haben.

Ein Hin­weis für Eltern: Wenn ein Kind eine Pris­men­bril­le nicht tra­gen möch­te, liegt das in der Regel dar­an, dass die Bril­le nicht opti­mal ange­passt ist. Eine pas­sen­de Bril­le wird ein Kind von selbst tra­gen wol­len, weil es damit beschwer­de­frei sieht. Das­sel­be gilt für Erwach­se­ne: Eine Bril­le, die nicht ver­tra­gen wird, soll­te nicht „zur Ein­ge­wöh­nung“ wei­ter­ge­tra­gen wer­den.

Die­se fünf Prüf­kri­te­ri­en eig­nen sich übri­gens auch für Bril­len, die ledig­lich die Seh­schär­fe kor­ri­gie­ren. Wenn trotz aktu­el­ler Glä­ser wei­ter­hin Beschwer­den bestehen, soll­ten die Augen auf eine mög­li­che Win­kel­fehl­sich­tig­keit unter­sucht wer­den.

Ein ergän­zen­der Hin­weis zum Visu­al­trai­ning: Wenn eine Win­kel­fehl­sich­tig­keit kor­rekt kor­ri­giert wur­de, ist ein Visu­al­trai­ning nicht erfor­der­lich.

Wel­che Risi­ken bestehen bei der Kor­rek­ti­on einer Win­kel­fehl­sich­tig­keit (Hete­ro­pho­rie)?

In Deutsch­land wer­den Win­kel­fehl­sich­tig­kei­ten fast immer mit der Mess- und Kor­rek­ti­ons­me­tho­dik nach H.-J. Haa­se (MKH) aus­ge­mes­sen. Die­se Metho­de ist umstrit­ten, weil sie meh­re­re Risi­ken birgt: Die Pris­men­bril­le bleibt wir­kungs­los, sie ver­stärkt die Beschwer­den, sie hilft nur kurz­fris­tig oder die Pris­men­wer­te stei­gen bei jeder Mes­sung am Pola­test wei­ter an. In sol­chen Fäl­len kann es sogar pas­sie­ren, dass Betrof­fe­ne spä­ter eine unnö­ti­ge Augen­mus­kel­ope­ra­ti­on emp­foh­len bekom­men. In den letz­ten Jah­ren sind tau­sen­de Men­schen mit MKH-Pris­men­bril­len zu mir gekom­men, bei denen die­se Risi­ken tat­säch­lich zutra­fen.

Ich selbst arbei­te nicht mit der MKH-Mess­me­tho­dik, son­dern nut­ze ein ande­res, prä­zi­se­res Ver­fah­ren, das aus­schließ­lich den Teil der Win­kel­fehl­sich­tig­keit kor­ri­giert, der die Beschwer­den tat­säch­lich aus­löst. Dadurch kön­nen die oben genann­ten Risi­ken zuver­läs­sig aus­ge­schlos­sen wer­den.

Was bedeu­tet ein „Pris­men­auf­bau“ nach MKH – und war­um ist er pro­ble­ma­tisch?

Wenn MKH-Pris­men­bril­len die Beschwer­den nicht voll­stän­dig behe­ben, wer­den die Pris­men­wer­te häu­fig in kur­zen Abstän­den immer wei­ter erhöht. Ziel ist dabei, den größt­mög­li­chen Stel­lungs­feh­ler des Augen­paa­res zu errei­chen. Sobald die­ser so groß ist, dass er nicht mehr mit Pris­men­glä­sern kor­ri­giert wer­den kann (weil die­se zu dick und zu schwer wären), wird Betrof­fe­nen oft zu einer Augen­mus­kel­ope­ra­ti­on gera­ten.

Die­se Vor­ge­hens­wei­se hal­te ich für grund­sätz­lich falsch. Die Beschwer­den wer­den nie durch das gesam­te Mus­kel­un­gleich­ge­wicht aus­ge­löst, son­dern nur durch einen klei­nen, meist ver­ti­ka­len Teil. Die­ser muss exakt kor­ri­giert wer­den – nicht weni­ger, aber auch kei­nes­falls mehr. Die pris­ma­ti­sche Voll­kor­rek­ti­on des gesam­ten Mus­kel­un­gleich­ge­wich­tes bzw. die maxi­ma­le Kor­rek­ti­on der Win­kel­fehl­sich­tig­keit bringt dem Betrof­fe­nen beim Sehen kei­ne Vor­tei­le, son­dern nur Nach­tei­le.

Es sind schon hun­der­te Men­schen zu mir gekom­men, bei denen die Pris­men­wer­te nach MKH stän­dig erhöht wur­den. Alle berich­te­ten, dass sie mit den stär­ke­ren Pris­men schlech­ter und ange­streng­ter sahen. Vie­le zwei­fel­ten zurecht an der wei­te­ren Stei­ge­rung ihrer Pris­men­wer­te. In den meis­ten Fäl­len gelingt es mir, die­se über­höh­ten Wer­te wie­der auf das not­wen­di­ge Mini­mum zu redu­zie­ren. Wird nur der Teil kor­ri­giert, der die Beschwer­den tat­säch­lich aus­löst, sehen Betrof­fe­ne dau­er­haft beschwer­de­frei – und eine ver­meint­lich not­wen­di­ge Augen­mus­kel­ope­ra­ti­on wird über­flüs­sig.

Wann kön­nen die Pris­men­wer­te redu­ziert wer­den?

Grund­sätz­lich gilt: Eine fal­sche Bril­le kann das Sehen ver­schlech­tern – das betrifft sowohl die rei­ne Seh­schär­fen­kor­rek­ti­on als auch die Kor­rek­tur der Win­kel­fehl­sich­tig­keit.

Eine Bril­le ist „falsch“, wenn:

  • die Seh­schär­fen­kor­rek­ti­on nicht (mehr) stimmt und die Bil­der auf der Netz­haut nicht exakt im Mit­tel­punkt abge­bil­det wer­den → das Sehen wird unscharf.
  • die Win­kel­fehl­sich­tig­keit gar nicht oder falsch kor­ri­giert ist und die Bil­der seit­lich oder in der Höhe gegen­ein­an­der ver­scho­ben sind → das Gehirn bekommt kei­ne schar­fen, deckungs­glei­chen Seh­ein­drü­cke.

Wird eine sol­che fal­sche Bril­le über län­ge­re Zeit getra­gen, kann die Seh­schär­fe lang­sam nach­las­sen. Wird jedoch sowohl die Seh­schär­fe als auch die Win­kel­fehl­sich­tig­keit kor­rekt kor­ri­giert, lässt sich die­se Ver­schlech­te­rung in den meis­ten Fäl­len voll­stän­dig rück­gän­gig machen.

Mit einer rich­ti­gen Bril­le erhält das Gehirn wie­der schar­fe Seh­ein­drü­cke bei­der Augen. Dadurch kann das Gehirn erneut „sehen ler­nen“ – die Seh­schär­fe steigt, klei­ne­re Details kön­nen bes­ser erkannt wer­den und die Fusi­on ver­bes­sert sich. Eine stär­ke­re Fusi­on bedeu­tet, dass bei­de Augen ihre Seh­ein­drü­cke prä­zi­ser zu einem ein­zi­gen Bild ver­schmel­zen kön­nen. Dadurch ver­bes­sert sich auch das räum­li­che Sehen.

Bei Men­schen mit Win­kel­fehl­sich­tig­keit hat die­se ver­bes­ser­te Fusi­on einen wei­te­ren gro­ßen Vor­teil:
Die Augen­be­we­gungs­mus­keln kön­nen das bestehen­de Mus­kel­un­gleich­ge­wicht bes­ser aus­glei­chen als zuvor. Dadurch ver­rin­gert sich die Win­kel­fehl­sich­tig­keit, und die Pris­men­kor­rek­ti­on kann im Lau­fe der Zeit redu­ziert wer­den. Das Sehen wird mit den schwä­che­ren Pris­men nicht nur ange­neh­mer, son­dern auch sta­bi­ler und ent­spann­ter.

Wie kön­nen die Pris­men­wer­te nied­rig und sta­bil gehal­ten wer­den?

Die Pris­men­wer­te blei­ben dau­er­haft nied­rig und sta­bil, wenn nur der Teil der Win­kel­fehl­sich­tig­keit kor­ri­giert wird, den das Augen­paar selbst nicht mehr kom­pen­sie­ren kann. Genau dar­in liegt der ent­schei­den­de Unter­schied.

Jeder Mensch kann sei­ne Augen in hori­zon­ta­ler Rich­tung gut bewe­gen und an ver­schie­de­ne Ent­fer­nun­gen anpas­sen. Beim Nah­blick bewe­gen sich die Augen leicht nach innen, beim Fern­blick wie­der in die Par­al­lel­stel­lung. Des­halb kön­nen die meis­ten Men­schen hori­zon­ta­le Win­kel­fehl­sich­tig­kei­ten pro­blem­los und beschwer­de­frei aus­glei­chen. Eine hori­zon­ta­le Pris­men­kor­rek­ti­on ist daher häu­fig unnö­tig oder deut­lich schwä­cher, als es die Mess­wer­te am Pola­test ver­mu­ten las­sen.

Ver­ti­ka­le Win­kel­fehl­sich­tig­kei­ten hin­ge­gen kön­nen vom Men­schen nicht aktiv aus­ge­gli­chen wer­den. Nie­mand kann ein Auge bewusst etwas nach oben und das ande­re gleich­zei­tig nach unten bewe­gen. Schon klei­ne ver­ti­ka­le Abwei­chun­gen kön­nen des­halb deut­li­che Seh­pro­ble­me und Beschwer­den aus­lö­sen und müs­sen pris­ma­tisch kor­ri­giert wer­den. Die­ses ver­ti­ka­le „Gera­de­stel­len“ der Augen kann weder erlernt noch trai­niert wer­den – auch nicht in einer Seh­schu­le oder beim Visu­al­trai­ning.

Da ver­ti­ka­le Fehl­stel­lun­gen gene­rell sehr klein sind, kön­nen sie meist mit sehr gerin­gen Pris­men­wer­ten kor­ri­giert wer­den – häu­fig im Bereich von 0,25 bis 0,75 Pris­men­di­op­trien. Die­se mini­ma­len Abwei­chun­gen wer­den beim Augen­arzt oder ande­ren Opti­kern mit der übli­chen Pris­men­leis­te oft gar nicht erfasst, weil deren Mess­be­reich erst bei 1,00 Pris­men­di­op­trien beginnt. Des­halb erhal­ten vie­le Betrof­fe­ne irr­tüm­lich die Aus­sa­ge, die Beschwer­den kämen nicht von den Augen – obwohl genau das der Fall ist.

Wenn nur der Teil der Win­kel­fehl­sich­tig­keit pris­ma­tisch aus­ge­gli­chen wird, den der Betrof­fe­ne selbst nicht mehr kom­pen­sie­ren kann, blei­ben die natür­li­chen Kom­pen­sa­ti­ons­fä­hig­kei­ten der Augen voll­stän­dig erhal­ten – und die Pris­men­wer­te blei­ben dau­er­haft nied­rig und sta­bil. Ich hat­te bis­her kei­nen ein­zi­gen Fall, in dem die Pris­men­wer­te anstie­gen oder eine Augen­mus­kel­ope­ra­ti­on not­wen­dig wur­de. Das ist beson­ders wich­tig für Men­schen, die ver­un­si­chert sind, weil sie befürch­ten, dass eine Pris­men­bril­le auto­ma­tisch zu stei­gen­den oder sehr hohen Pris­men­wer­ten führt.

Gibt es wirk­lich einen Streit über Pris­men­bril­len – und wer hat Recht?

Immer wie­der hört man, es gäbe einen grund­sätz­li­chen Streit zwi­schen Augen­ärz­ten und Augen­op­ti­kern über Pris­men­bril­len und die Bedeu­tung der Win­kel­fehl­sich­tig­keit. Für mich exis­tiert die­ser Streit nicht. Ich bean­spru­che nicht, „Recht zu haben“, und ich spre­che auch nie­mand ande­rem ab, Recht zu haben. Das Urteil dar­über über­las­se ich immer den Betrof­fe­nen selbst.

Denn letzt­lich zählt nur eines: Wenn jemand mit sei­ner Pris­men­bril­le dau­er­haft beschwer­de­frei sehen kann, dann ist die­se Bril­le pas­send. Wenn nicht, ist sie es nicht.

Wür­den alle Betei­lig­ten kon­se­quent dar­auf hören, was Betrof­fe­ne erle­ben und wie sie mit ihrer Bril­le sehen, könn­ten vie­le Miss­ver­ständ­nis­se und die­ser ver­meint­li­che Streit schnell aus­ge­räumt wer­den.

Was soll­te ich über Dop­pel­bil­der (Diplo­pie) wis­sen?

Dop­pel­bil­der kön­nen vie­le Ursa­chen haben. Des­halb ist es wich­tig, zunächst eine umfas­sen­de ärzt­li­che Abklä­rung durch­füh­ren zu las­sen, damit mög­li­che Erkran­kun­gen aus­ge­schlos­sen oder behan­delt wer­den kön­nen. Wenn jedoch weder beim Augen­arzt noch bei ande­ren Fach­ärz­ten eine Krank­heit gefun­den wird, liegt die Ursa­che des Dop­pelt­se­hens häu­fig in einem star­ken Ungleich­ge­wicht der Augen­mus­keln. In sol­chen Fäl­len ist das visu­el­le Sys­tem nicht mehr in der Lage, die Seh­ein­drü­cke bei­der Augen zu einem ein­zi­gen Bild zu ver­schmel­zen. Die­ses Ungleich­ge­wicht bestand meist schon vor­her und wur­de lan­ge Zeit kom­pen­siert. Das sicht­ba­re Auf­tre­ten von Dop­pel­bil­dern wird oft durch kör­per­li­che Schwä­che, Erkran­kun­gen oder eine unge­naue Seh­schär­fen­kor­rek­ti­on aus­ge­löst.

Bei der Kor­rek­ti­on einer Dop­pel­sich­tig­keit kor­ri­gie­re ich nur den Teil der Win­kel­fehl­sich­tig­keit, den der Betrof­fe­ne selbst nicht mehr aus­glei­chen kann. Dadurch blei­ben die Pris­men­glä­ser so schwach wie mög­lich, was sich in der Pra­xis als beson­ders erfolg­reich erwie­sen hat. Vie­le Men­schen, die zu mir kom­men, lei­den seit Mona­ten oder Jah­ren unter Dop­pel­bil­dern – oft beglei­tet von wei­te­ren Beschwer­den. Fast alle wur­den zuvor umfang­reich unter­sucht, ein­schließ­lich MRT oder Lum­bal­punk­ti­on, jedoch ohne Befund. Man­che erhiel­ten sogar die Dia­gno­se einer Troch­lea­ris­pa­re­se, obwohl die Dop­pel­bil­der voll­stän­dig durch eine pris­ma­ti­sche Kor­rek­ti­on beho­ben wer­den konn­ten. In allen die­sen Fäl­len war die tat­säch­li­che Ursa­che eine zuvor nicht erkann­te Win­kel­fehl­sich­tig­keit.

Bei nicht krank­heits­be­ding­ten Dop­pel­bil­dern kann ich eine Garan­tie für beschwer­de­frei­es Sehen geben; ob es eine unein­ge­schränk­te oder Teil­ga­ran­tie ist, kann ich erst nach der Unter­su­chung beur­tei­len. Wenn Dop­pel­bil­der krank­heits­be­dingt sind und trotz ärzt­li­cher Behand­lung bestehen blei­ben, soll­te eben­falls alles getan wer­den, um sie mit einer Bril­le zu behe­ben – auch hier kann eine Pris­men­bril­le häu­fig hel­fen, und ich arbei­te in sol­chen Fäl­len immer eng mit Augen­ärz­ten zusam­men.

Wo fin­de ich wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Win­kel­fehl­sich­tig­keit und ver­ti­ka­len Hete­ro­pho­rie?

Eine emp­feh­lens­wer­te Quel­le ist die Arbeit von Frau Dr. Debby Fein­berg, einer Opto­me­tris­tin aus den USA, die sich eben­falls auf die Kor­rek­ti­on ver­ti­ka­ler Hete­ro­pho­rien spe­zia­li­siert hat. Auf ihren Infor­ma­ti­ons­sei­ten fin­den Sie vie­le zusätz­li­che Erläu­te­run­gen, Fall­bei­spie­le und ver­tie­fen­de Inhal­te zu die­sem The­ma.

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